Donnerstag, 6. März 2014

Wem gehört die Welt?


Fast'n Ascherdonnerstag.

Als vor über einem halben Jahr die Wahlen bevor standen, stellte ich mir und auch anderen die Frage, warum wohl das Thema "Stabilisierung der Demokratie" ganz offenbar von den "Volks-"Parteien in ihren Programmen und Diskussionen gründlich vermieden wurde.
Sehr irritierender Weise - jedenfalls für mich - schien das ein allgemein komplett uninteressantes Thema zu sein außer für wenige (eher links orientierte) Parteien und Gruppierungen, Einzelpersonen, Journalisten, Philosophen etc..
Die fanden aber kein ausreichendes Echo und schon gar keine Auseineinandersetzung in den Ebenen, wo Entscheidungen für das gern vergessene Gemeinwohl (noch sind wir eine Republik!) getroffen werden.
Auch die Menschen, die ich beiläufig ansprach, fanden das Thema Demokratie völlig überflüssig.
"Mach dir mal keine Sorgen."
"Was willst'n da diskutieren?"
"Es gibt ja nun wirklich wichtigere Themen."

Seltsam, ich meinte, dass das bei der auch nur eventuellen Aussicht auf eine vielleicht allzugroße Koalition zumindest eines der wichtigsten Themen ist, weil es die Basis für viele andere Entscheidungen bildet.
Doch offenbar sah das nicht jeder so, stattdessen wurde mir recht gerne ein surrealistischer Mix aus Verfolgungsangst und Verschwörungstheorie angehängt.

Es kommt nicht so sehr darauf an, dass die Demokratie nach ihrer ursprünglichen Idee funktioniert, sondern, dass sie von der Bevölkerung als funktionierend empfunden wird.“ (Rudolf Augstein, Spiegel) 

Diesen Satz scheint sich unsere (mehrheitlich gewählte?) Regierung zur Prämisse gemacht zu haben.
Ob sie ihn von Herrn Augstein übernommen hat oder doch viel eher von "den Märkten", den hochverehrten, angebeteten, alles bestimmenden, die Erde drehenden Märkten abgeguckt hat, die ja schon lange nur noch danach handeln, dass es sich für den Verbraucher "gut anfühlt", "wertig aussieht" oder "als nachhaltig empfunden" wird.
Was tatsächlich drin steckt, ist doch vollkommen egal.
Und erst recht das, was sie oder er wirklich bräuchte.
Da könnte ja jeder kommen!
Und außerdem wäre es unprofitabel.
"Das rechnet sich nicht".
Nö.
Genauso wenig wie anständige Bezahlung für Arbeit aller Art, nicht nur für Bundestagsabgeordnete oder organisierte Schwermetallarbeiter, sondern ganz besonders auch für Arbeit, die kaum einer machen will, wie Klofrau, Müllsortierer und ähnliches.
Oder Teilzeitarbeit für alle, nicht nur bei Nachweis mehrfacher Elternschaft.
Oder mehr Zeit für Gemeinsamkeit statt 60-Stunden-Wochen am Rande des Wahnsinns.
Oder schnelle Hilfe für Bedürftige statt jahrelanger absurder Verzögerung durch immer neue Antragsformulare.
Oder die Förderung und Unterstützung kleiner Fachbetriebe und -geschäfte statt flächendeckender Freigabe zur Übernahme anonymer Megakonzerne.
Oder, oder, oder es gibt sovieles was "sich nicht rechnet".
(Davon abgesehen, das nicht's sich selbst rechnen kann. )

Aber es könnte die Menschen zufriedener und glücklicher machen.

Und nicht nur satt, träge und komplett desinteressiert am Wohlergehen anderer.

Ich bin aber froh, dass es immerhin hie und da einzelne kleine Lichtblicke gibt, z. B. bei den - wenn auch immernoch sehr wackligen -Ideen für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Bei unabhängigen Gutachtern für Pflegestufen und nicht zuletzt bei den sich mehrenden Pfeifenpustern, die den unterkühlten Welteigentümern ein bisschen Feuer unterm Arsch machen. Noch brennt das Feuer nicht so richtig, das Aufgeben scheinbarer Sicherheit macht vielen noch zu viel Angst....
Das verhält sich so ähnlich, wie bei einer schweren chronischen Depression: Der Patient hat sich mit ihr arrangiert und möchte sie nur ungern hergeben, denn in einem Leben ohne diese alte hässliche Weggefährtin kennt man sich erst recht nicht aus.
Der deutsche Mehrheitswähler ist dringend (!) therapiebedürftig.

PS: Was sich in Augen der Marktleiter rechnen würde, wäre vermutlich, wenn es den lästigen menschlichen Verbraucher (in grauer Vorzeit "König Kunde" genannt) gar nicht mehr gäbe, sondern Verbrauchsgüter/Waren aller Art von Computern an Computer verkauft würden. Ach, wenn es doch endlich nicht nur vereinzelte selbständig für Nachschub sorgende Testkühlschränke gäbe...

PPS: Darauf dass die CDU das C aus ihrem Namen entfernen sollte, wird ja schon Jahrzehnte lang hingewiesen, ich plädiere jetzt außerdem, das D zu entfernen. Was übrig bleibt wäre zwar ein bisschen wenig, aber ehrlich. U.

PPPS: Eine Demokratie braucht eine starke Opposition, sonst ist sie von einer Diktatur schwer zu unterscheiden. Da muss man der Oppositionsführung in der Person vom diktaturerfahrenen Herr Gysi die Daumen drücken, dass es ihm gelingt, nicht nur seine Linken, sondern auch die aufstandsmüden Grünen ausreichend anzupeitschen.

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