Dienstag, 19. Oktober 2010

Die Dienstagsfrage

Wieviele Glaubensrichtungen verträgt ein Dorf?
Jette ist mit Zählen noch nicht fertig, aber es sind ziemlich viele.

Der ursprüngliche Koch und Rezeptschreiber für diesen Eintopf war Friedrich II:

Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die Leute, so sie profesieren [(öffentlich) bekennen], erliche Leute seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren [bevölkern], so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen“ (aus einem Brief, 1740). Am 22. Juni 1740 schreibt er Jeder soll nach seiner Façon selig werden.
Und so sammeln sich in Rixdorf neben der Herrnhuter Brüdergemeine
nicht nur

Katholiken, Lutherisch Evangelische, Evangelisch Reformierte, Baptisten, Muslime verschiedenster Coleur, Juden (obwohl letzere von Friedrich II nicht unbedingt gemeint waren!) und diverse Christlich-Orthododoxe Gruppierungen, die mit den Einwanderungen aus den ehemaligen Ostblockstaaten zu uns kamen und kommen... usw ...und (inzwischen auch schon ein Klassiker) die Zeugen Jehovas, die ja gerade erst vor zwei Jahren hier um die Ecke einen neuen Königreichsaal errichtet haben. Und die Hindus, die in der Hasenheide ihren Tempel bauen wollen.

... nicht nur, - sondern auch andere Seelenrettungsangebote, die sich auf verschiedene Geistheiler Anfang des letzten Jahrhunderts begründen, wie z.B. der "Freundeskeis" von Bruno Gröning oder die "Johannische Kirche" von Joseph Weißenberg.

Und dazu kommen dann noch sämtliche Esotherik-Gemeinden und Splittergrüppchen von ....................   (bitte selber eintragen)   bis   ....................................

Leute, Leute!
Wer nichts weiß, wird alles glauben.

Aber - wie erstaunlich es auch immer sei - in Rixdorf ist das normal, seit hunderten von Jahren und die meisten können auch ganz gut miteinander.

Jette erinnert sich allerdings an den Besuch einer Frau, die mitten im Arbeitsgespräch plötzlich auf den Balkon lief, um sich per Handy von ihrem Guru anleiten zu lassen, laut stöhnend einen imaginären Baum zu umarmen, um störende Strahlungen, die sie schon seit dem Vormittag irritierten, von sich abzulenken...
Die Fernvergeistigung dauerte ungefähr 20 Minuten (und gefühlte 2 Stunden) und war wohl auch einigermaßen kostspielig, aber was tut man nicht alles, damit es einem wieder gut geht...
 
Das war schwer zu ertragen!

PS: sollte ich die Erwähnung irgendeiner Gemeinde oder Gruppierung von Wichtigkeit unterschlagen haben, bitte ich gnädigst um Verzeihung!

PPS: Ach so, ja, und wer dann all das wieder los werden will, nimmt den Föhn von Samstag und  - hui - kann danach getrost wieder von vorne anfangen...

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