Mittwoch, 8. Oktober 2008

Egal, Hauptsache is offen!

Heute las ich auf der Internetseite der dieswöchigen Ausgabe von "Karambolage" von einem Berliner, der sich über sein Unvermögen im Umgang mit "französischen" Korkenziehern äußerte. Nach genauerer Betrachtung des beigefügten Fotos und schließlich auch noch des dazugehörigen Videos, stellte ich fest, dass es sich bei dem verachteten Werkzeug um eine Variante des klassischen Kellnerbestecks und damit ursprünglich und ausdrücklich um ein deutsches Patent von 1883 handelt.
Herr Jahn weiß auch, wie man es benutzt, tut sich aber ein bisschen schwer damit, da er erpicht darauf ist, den Öffnungsvorgang sitzend durchzuführen, während die Flasche senkrecht auf dem Tisch zu stehen hat. Das ist annähernd so, als würde ich gerne im Sessel sitzend einen Nagel oben in die Wand schlagen wollen. Klar, kann man machen, aber stehend geht's eben leichter!
Es gibt allerdings reichlich viele Männer, die gar nicht mit einem Kellnerbesteck (oder auch 'Kellnermesser') umgehen können. Sie hampeln rum, verletzen sich, stöhnen und fluchen ununterbrochen. Leider lassen sie sich auch nicht gerne von einer Frau die Technik erklären, weshalb eine sehr große Anzahl von ihnen (ich wage keine Prozentzahlen zu vermuten) bis heute das Patent leider nicht verstanden hat und viel Geld für die wildesten verspielten Konstruktionen, die selten genauso gut oder gar besser funktionieren, zum Fenster hinaus wirft. Es sind allerdings auch einige "Kellnerbesteck"-Designerstücke in Umlauf, die völlig arbeitsunfähig sind und man halte sich bei der Anschaffung lieber an die schlichte klassische Version. Wenn's aber doch schick und teuer sein soll, greife man gleich zur Sommelierausführung, falls man überhaupt einen entsprechenden Fachhandel dafür findet...

Hier noch mal die Einzelteile des Patentöffners (sorry, meiner auf dem Foto ist schon ziemlich alt und etwas angerostet, aber er funktioniert wie am ersten Tag!):

Und nun dieAnwendung.
Die Spindel muss nicht kerzengerade, wie Herr Jahn annimmt, in den Korken gedreht werden, es darf gerne auch ein bisschen schräg sein ('ein bisschen' hab ich gesagt!), dann wird die Stütze auf den Flaschenhals gesetzt und mit etwas Druck auf den Griff, also die obere, freundlich abgerundete Kante gedrückt und damit eine prima Hebelwirkung ausgelöst.
Da flutscht der Korken wie Butter aus dem Flaschenhals!

falsch-richtig
Sie, Herr Jahn, (Gratuliere, und nicht zu viel bewegen!) haben offenbar ein Patent gefunden, das auch im Liegen oder unter Wasser funktionieren würde - wobei ich jetzt nicht wüsste, welchen Sinn das erfüllen könnte? Wo kriegt man so etwas, von Ihnen als "mein deutscher Flaschenöffner" bezeichnetes Gerät gekauft? Ich konnte es nirgends entdecken - vielleicht ist es eher ein asiatisches Modell?
Beste Grüße,
Jette

PS: "Karambolage" ist ein deutsch-französisches Welt-Erklärungs-Magazin von Arte, das unterhaltsam, sehens- und lesenswert ist. Hier findet man auch die Videoaufzeichnung mit Herrn Jahn.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Höhöööööö, dass man mit dem Kellnermesser testen kann, ob man ein weiblich oder männlich gepoltes Gehirn hat, wusste ich auch noch nicht ;)

Meines tickt weiblich :)